Ibbenbüren

Rund 500 Jahre lang wurde im Tecklenburger Land Steinkohle gefördert. Eine nicht zuletzt auch wegen der anspruchsvollen Geologie schwierige Aufgabe. Im sogenannten Westfeld des Bergwerks Ibbenbüren wurde die Kohleförderung Ende der 1970er Jahre bei einer Teufe von -600 Metern eingestellt. Im Ostfeld lief der Betrieb weiter, bis auf eine Teufe von zuletzt 1560 Metern.

Mit dem Auslaufen des deutschen Steinkohlenbergbaus endete im Jahr 2018 auch die Förderung in Ibbenbüren. Im April 2020 genehmigten die zuständigen Behörden den von der RAG vorgestellten Abschlussbetriebsplan einschließlich aller berg- und wasserrechtlichen Bestimmungen. Auf dieser Grundlage wurde die Schachtverfüllung im März 2021 abgeschlossen. Die übertägigen Betriebsflächen wurden geräumt und für eine zügige Nachnutzung vorbereitet. Die umweltgerechte Gestaltung des Standorts ist ein wesentlicher Beitrag zum erfolgreichen Strukturwandel in der Region. Dazu gehören auch die umfangreichen Baumaßnahmen zur langfristigen Grubenwasserhaltung. 

Kontrollierter Anstieg des Grubenwassers

Neuer Grubenwasserkanal

Im Westfeld des Bergwerks Ibbenbüren wurde der Pumpbetrieb unmittelbar mit Beendigung der Kohleförderung eingestellt. Bis Jahresende 1982 erreichte das Wasser wieder einen Pegel von 65 Metern über Normal Null. Von dort fließt es über den Dickenberger Stollen über das natürliche Gefälle zur Aufbereitungsanlage in Gravenhorst ab. Im Ostfeld dagegen laufen die Pumpen weiter. Allein der Energieeinsatz dafür ist erheblich: Zu Zeiten des aktiven Bergbaus entsprach er dem Durchschnittsverbrauch von 12.900 Haushalten. Das Grubenwasserkonzept für Ibbenbüren sieht deshalb vor, die Pegel im Ostfeld entsprechend der guten Erfahrungen im Westen auf das gleiche Niveau ansteigen zu lassen. Um West- und Ostfeld gemeinsam zu entwässern, wird der Dickenberger Stollen durch einen neuen Grubenwasserkanal ersetzt. Bis Ende 2024 soll die untertägige Anlage fertiggestellt sein. Von diesem Zeitpunkt an wird die gesamte Aufnahme und Aufbereitung des Ibbenbürener Grubenwassers pumpfrei in der Kläranlage Gravenhorst anfallen. Nach der Aufbereitung gelangt es von dort aus weiter über die Aa in die Ems.

Grubenwasserkanal in Ibbenbüren

Im Dezember 2022 begann die Auffahrung des rund 7,4 Kilometer langen Kanals in Ibbenbüren in rund 70 Metern Tiefe. Bis zum Jahr 2025 soll das gesamte Grubenwasser des Bergwerks ohne stromintensive Pumpen über den 3,6 Meter breiten Kanal in die noch im Bau befindliche Grubenwasser-aufbereitung in Gravenhorst fließen. Die Kosten von mehr als 200 Millionen Euro trägt die RAG-Stiftung.

Startschuss für den neuen Grubenwasserkanal

©Volker Wiciok

Die Umsetzung dieses Grubenwasserkonzepts birgt neben den genannten Energieeinsparungen und entsprechend verminderten CO2-Emissionen noch eine Reihe weiterer ökologischer und geologischer Vorteile. Da das Wasser nicht mehr so tief versickert, verringert sich auch die durch Auswaschung bedingte Mineralisierung signifikant. So wird die Salzkonzentration langfristig bei nur noch einem Hundertstel der heutigen Werte liegen. Zudem stellt sich mit ansteigendem Wasserspiegel ein Druckgleichgewicht zwischen dem Grubengebäude und seinem Umfeld ein. So kann kein Wasser mehr in das Grubengebäude einsickern, bzw. aus diesem entweichen. In der Folge wird die Menge des anfallenden Grubenwassers mit Angleichung der Wasserspegel in Ost- und Westfeld um rund 80 Prozent sinken. In Verbindung mit der geringeren Mineralisierung bedeutet das, dass sich die in die Ibbenbürener Aa eingeleiteten Salzfrachten um bis zu 99 Prozent verringern.

Das Wassermanagement reduziert das anfallende Grubenwasser in Ibbenbüren um

80%

99%

weniger Salzfrachten
gelangen so in die Ibbenbürener Aa.

Auf diese Weise nimmt die RAG-Stiftung, die seit 2019 die Finanzierung der Ewigkeitsaufgaben aus dem deutschen Steinkohlenbergbau sicherstellt, ihre Verantwortung gemeinsam mit der RAG umfassend wahr. Auch in Zukunft wird die Grubenwasserhaltung in Ibbenbüren auf dem neusten Stand des technologischen Fortschritts weiterentwickelt, überwacht und behördlich kontrolliert, um alle Erfordernisse eines strikten Schutzes von Grund- und Trinkwasser nachhaltig sicherzustellen.

Über Tage ist von alledem freilich wenig sichtbar. Da prägen die Bergehalde am Rudolfschacht und die Hopstener Halde das Landschaftsbild. Beide haben sich über Jahre sorgfältig geplanter Rekultivierungsarbeiten zu einem wertvollen Naturlebensraum für Flora und Fauna entwickelt. Auch hier hat die Zukunft im Nachbergbau für Ibbenbüren längst begonnen.  

360°-Panoramablick vom Gipfel der Rudolfhalde in Ibbenbüren auf den gleichnamigen Schacht


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