Saarland
Im Saarland hat die letzte Zeche ihre Förderung bereits am 30. Juni 2012 eingestellt. Mit dem Schlussstrich unter gut 200 Jahre Saar-Bergbau ist die Arbeit aber nicht getan. Grubenwasserhaltung ist eine Ewigkeitsaufgabe zum Schutz von Mensch und Umwelt.
Noch kommende Generationen werden sich damit beschäftigen, die entsprechenden Abläufe kontinuierlich zu verbessern, Aufwände zu verringern und möglichen Risiken vorzubeugen. Zwar erlauben es die geologischen Bedingungen an der Saar, auf umfangreiche Poldermaßnahmen zu verzichten, wie sie etwa im Ruhrgebiet notwendig sind. Gleichwohl laufen auch hier noch zahlreiche Pumpen, um Grubenwasser zu heben. Gruben, die unter Tage miteinander verbunden sind, bilden sogenannte Wasserprovinzen. Im Saarland gibt es heute fünf davon: Reden, Camphausen, Luisenthal, Viktoria und Duhamel. Insgesamt wurden an diesen Standorten im Mittel der vergangenen zehn Jahre rund 17 Millionen Kubikmeter Grubenwasser gehoben. Das sind rund 540 Liter Wasser pro Sekunde.
Grubenwasser werden pro Jahr im Saarland gehoben
Der Energieeinsatz für den Volllastbetrieb der mächtigen Pumpen entspricht dem Stromverbrauch von rund 17.000 Haushalten. Bereits im Jahr 2014 hat die RAG Aktiengesellschaft deshalb ein Konzept vorgestellt, um die energieintensive Grubenwasserhaltung unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten zu optimieren. 2021 wurden der bergrechtliche Betriebsplan und die wasserrechtliche Erlaubnis durch die zuständige Bergbehörde unter entsprechenden Auflagen erteilt. Vorausgegangen waren ein Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung und Öffentlichkeitsbeteiligung: einschließlich detaillierter Untersuchungen möglicher Auswirkungen auf Mensch, Tiere, Pflanzen, biologische Vielfalt, Flächen, Boden, Wasser, Klima und Luft, Landschaft und kulturelles Erbe sowie sonstige Sachgüter.
Kern der Planungen ist, die bislang getrennten Wasserprovinzen unter Tage zu vereinigen. Dabei setzt die RAG auf das Prinzip der Brunnenwasserhaltung: Hochmoderne Tauchpumpen werden von über Tage in die Schächte hinabgelassen, wo sie flexibel an den gewünschten Wasserstand angepasst werden. Den Anfang machen Reden und Duhamel, als die beiden mit Abstand größten Wasserprovinzen des Saarlands. In einem ersten Schritt werden die Pumpen abgeschaltet, damit das Wasser entsprechend der behördlichen Vorgaben auf ein Niveau von 320 Meter unter dem Meeresspiegel ansteigen kann. Sobald der Pegel in Reden eine Höhe von -383 Metern erreicht hat, strömt das Grubenwasser durch eine Verbindungsstrecke nach Duhamel. Nach Angleichung der Pegelstände beider Standorte erfolgt ein gemeinsamer Anstieg auf das Zielniveau von -320 Metern. Erst dann nehmen die Pumpen am Standort Duhamel ihre Arbeit wieder auf. Der Standort Reden bleibt als Sicherungsstandort erhalten.
Auf diese Weise muss das Wasser nicht länger unter hohem Energieeinsatz aus bis zu 1000 Metern Tiefe heraufgepumpt werden. Stattdessen wird es nur noch am Standort Duhamel in Ensdorf aus geringer Tiefe gefördert und direkt in die Saar eingeleitet. Der Klinkenbach und Sinnerbach, die Blies und die Saar selbst bis zur Mündung des Fischbachs werden dann vollständig Grubenwasserfrei sein. Zudem spart der deutlich verminderte Pumpbetrieb Energien und CO2-Emissionen und trägt so zu einer deutlich verbesserten Umweltbilanz bei. Der gesamte Prozess des kontrollierten Grubenwasseranstiegs wird von der RAG streng überwacht, die Ergebnisse fortwährend mit den zuständigen Landesbehörden und Kommunen, Zweckverbänden und Umweltorganisationen geteilt.
Neben der von der RAG-Stiftung finanzierten Brunnenwasserhaltung als Herzstück ihres Auftrags leistet die RAG weitere wertvolle Beiträge im Nachbergbau an der Saar. Dazu gehören als endliche Aufgaben die Sanierung ehemaliger Betriebsgelände und deren Erschließung für neue Nutzungskonzepte, die Sicherung und Renaturierung von Bergehalden und Weihern oder die Regulierung von Bergschäden. Flankiert werden diese Engagements von der Verpflichtung der RAG-Stiftung, das kulturelle Erbe des Saarbergbaus dauerhaft zu bewahren und zu pflegen, Bildungs- und Chancengerechtigkeit in den ehemaligen Bergbaurevieren zu fördern und den Stand wissenschaftlicher Forschung im Zusammenhang mit dem Steinkohlenbergbau weiterzuentwickeln.
Mit alldem tragen RAG-Stiftung und RAG dauerhaft dazu bei, das Saarland attraktiv und lebenswert für heutige und kommende Generationen zu halten.