Zukunftsstudie

Mit der RAG-Stiftung-Zukunftsstudie ist 2016 eine Leitlinie für die Zukunft des Ruhrgebiets vorgestellt worden, die wichtige Impulse für die Entwicklung der Region liefert. Hier finden Sie die Studie im pdf-Format zum Download.

DIE 7 ZUKUNFTSTHESEN:

01: DIE NÄCHSTEN 10 JAHRE ENTSCHEIDEN!

Das Ruhrgebiet steht vor einem Schicksalsjahrzehnt: Globalisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel, soziale Polarisierung und große Integrationsaufgaben setzen das Ruhrgebiet unter massiven Handlungsdruck, um als Region im internationalen Wettbewerb zu bestehen.

Die Schere zwischen prosperierenden und wirtschaftsschwachen Ballungsräumen wird sich in den nächsten 10 Jahren weiter öffnen; gleichzeitig beschleunigt sich die Globalisierung. Dabei bestimmen mehrere Megatrends die Entwicklung von Ballungsräumen und wirken mit immer größerer Wucht auf die Regionen ein. Die nächste Dekade wird deswegen zum Schicksalsjahrzehnt des Ruhrgebiets.

Demografischer Wandel, Digitalisierung und nicht zuletzt wachsende soziale Gegensätze und große Integrationsaufgaben setzen das sich im anhaltenden Strukturwandel befindende Ruhrgebiet ebenso wie vergleichbare Ballungsräume unter massiven Handlungsdruck. Die Bewältigung dieser Herausforderungen entscheidet darüber, ob sich das "Revier“ im nationalen und internationalen Wettbewerb der Ballungsräume behaupten und seinen Bürgern eine attraktive und lebenswerte Perspektive bieten kann.

02: NUR KOOPERATION ENTFALTET VITALITÄT IM REVIER!

Die anhaltende Konkurrenz der Städte lähmt das Ruhrgebiet. Sie muss endlich überwunden werden. Nur bei arbeitsteiliger Kooperation der Städte und einem gleichzeitigen Auftreten als wahrnehmbare Einheit erlangt das "Revier" die Stärke und Vitalität, um im Wettbewerb der Regionen – national wie international – bestehen zu können.

Moderne polyzentrische Ballungsräume sind attraktiv und wirtschaftsstark, wenn ihre Städte kooperieren und nicht konkurrieren. Der Wettbewerb der Städte im Ruhrgebiet hat in der prosperierenden Vergangenheit zu Wachstum und Wohlstand des "Reviers" beigetragen. Mit wachsender globaler Verflechtung wird der Wettbewerb jedoch auf der Ebene von Ballungsräumen ausgetragen.

Nur wenn das Ruhrgebiet in Zukunft die kompetitive Polyzentrik zugunsten einer Kooperation der Städte überwindet, wird das "Revier" im Wettbewerb der Regionen eine Perspektive haben. Eine arbeitsteilige Organisation von Verwaltungsaufgaben, gesellschaftliches Teamplaying aller Akteure sowie das Teilen von Wissen innerhalb des Reviers über erfolgreiche Projekte sind konkrete Ansätze. Sie tragen dazu bei, die Region nicht nur im Inneren zu festigen, sondern ihr auch Strahlkraft nach außen zu verleihen.

 

03: PROSPERITÄT BRAUCHT EINWANDERUNG!

Einwanderung und Integration können der Überalterung und Entleerung entgegenwirken und die Region wirtschaftlich beleben.

Insbesondere wenn Zuwanderer mit guten beruflichen Qualifikationen oder durch hochwertige Bildungs- und Ausbildungsangebote schnell in den Arbeitsmarkt integriert werden können, ist Einwanderung eine Bereicherung für alternde Gesellschaften. Bei der Ansiedelung der Neuimmigrierten können beispielsweise gezielt entwickelte Enklaven Orientierung geben und schaffen durch ihre Offenheit gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen die Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration. Einwanderung kann die Negativeffekte des demografischen Wandels maßgeblich ausgleichen.

Das Ruhrgebiet muss Einwanderung und Integration als Produktivfaktoren nutzen, um in Zukunft Prosperität zu ermöglichen. Die Verantwortlichen der Region sind dazu aufgerufen, ihre administrativen Spielräume konsequent und kreativ auszuschöpfen. Die Entscheidungsträger der Region müssen gleichzeitig darauf hinwirken, dass Integration ganz oben auf die Agenda von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gesetzt wird.

04: DAS RUHRGEBIET: DIE ADRESSE DER JUNGEN GENERATION!

Das Ruhrgebiet muss sich als junge Region präsentieren, dann wachsen Attraktivität und Anziehungskraft.

Die Stimme der jungen Generation muss bei politischen Entscheidungen mehr Gehör finden. Das stärkt die Wahrnehmung als junge Region und sorgt für zusätzliche Anziehungskraft weit über die Region hinaus.

Nur wenn es gelingt, mit Angeboten speziell für junge Familien und Berufseinsteiger zu überzeugen, wird das Ruhrgebiet im internationalen Vergleich eine Zukunftsperspektive haben. Aktivposten sind ein attraktives städtisches Leben, eine lebendige Start-up-Landschaft sowie Unternehmen, die auf Partizipation und Mitgestaltung setzen.

05: STRAHLKRAFT DURCH TRADITION UND MODERNE!

Das Ruhrgebiet braucht für seine Strahlkraft ein zukunftsgerichtetes Leitbild und ein Erscheinungsbild, das die vergangenheitsbezogene Symbolik von Kohle und Stahl kontrastiert.

Attraktive Ballungsräume zeigen ein Profil, das Tradition und Moderne ausbalanciert. Sie schöpfen Kraft aus identitätsstiftenden Zeichen, die an große Aufbauleistungen erinnern. Sie lassen aber auch genügend Raum für Leitbilder, die auch in ihrer Erscheinung selbstbewusst Modernität und Zukunft widerspiegeln.

Für die Wahrnehmung als Zukunftsregion muss das Ruhrgebiet deswegen neben den Symbolen seiner ehemals dominierenden Montanindustrien Kohle und Stahl neue, nach vorn gerichtete Zeichen setzen: Es braucht ein Leitbild für die Zukunft und es braucht neue "Ikonen", die stellvertretend Aufbruch, Erneuerung und Erfolg sichtbar machen.

06: VITALE BILDUNGSLANDSCHAFT FÜR SOZIALE STABILITÄT!

Bildung wirkt sozialer Desintegration nach innen entgegen und erhöht die Attraktivität nach außen. Dafür braucht das Ruhrgebiet in der Bildungslandschaft Spitze wie Breite.

Das Ruhrgebiet muss seine vorhandene vitale Bildungslandschaft weiter ausbauen. Konzepte zur Teilhabe von einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen und Migranten dominieren die bildungspolitische Agenda. Sie sorgen nicht nur für Chancengleichheit, sondern sind auch zwingende Voraussetzung für die wirtschaftliche Kräftigung der Region.

Auf der Ebene der Hochschulen ist Elite allein kein Ausweis einer vitalen Bildungslandschaft. Ballungsräume schöpfen ihre Kraft aus vielfältigem und vernetztem Wissen. Deshalb gehören Eliteuniversitäten genauso zu einem attraktiven Bildungsangebot wie ein dichtes Netz von eng kooperierenden Fachhochschulen und Universitäten.

07: REINDUSTRIALISIERUNG NUR MIT DIGITALISIERUNG!

Die Digitalisierung revolutioniert die gesamte Wirtschaft und eröffnet gleichzeitig neue Marktchancen für ganze Regionen. Mit seiner gewaltigen industriellen Erfahrung und seiner großen Kompetenz im Strukturwandel kann das Ruhrgebiet diese Revolution für eine neue wirtschaftliche Blüte nutzen und wieder eine führende Wirtschaftsregion werden.

Die Digitalisierung stellt schon in den nächsten Jahren das gesamte Branchengefüge auf den Kopf. Sie entscheidet damit auch über das Schicksal ganzer Regionen und Ballungsräume. Dabei geht es vor allem darum, technologische Innovationen im großen industriellen Maßstab für die eigene Zukunftsgestaltung als Wirtschaftsregion zu nutzen.

Das Ruhrgebiet ist dafür wie kaum eine andere Region prädestiniert: Es verfügt über die notwendige industrielle Erfahrung, Kompetenz im Strukturwandel und eine wachsende Forschungslandschaft. Mithilfe einer digitalen Agenda, die alle Institutionen und Entscheider der Region hinter sich versammelt, kann das ehemalige Kohle- und Stahlrevier diese epochalen Gestaltungsauftrag selbstbewusst annehmen und eine neue Wirtschaftskraft entfalten. Die Menschen im Ruhrgebiet müssen die Chancen der Digitalisierung für sich entdecken und begreifen. Erst dann kann sich die Region wirklich transformieren und wieder attraktiv und zukunftsfähig werden.

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