Klima-Arboretum – eine Allee für Hugo
Mitten im Ruhrgebiet, in Gelsenkirchen – wo einst Millionen Tonnen Steinkohle gefördert wurden –, ist es grüner, als viele immer noch denken. Ein Viertel des dort hoch verdichteten Ballungsraums steht heute unter Landschafts- und Naturschutz. Park- und Grünanlagen zieren das Bild rund um die ehemaligen Kohlestandorte. Und die Transformation geht weiter: Auf Initiative der RAG-Stiftung entsteht auf dem einstigen Zechengelände Hugo, das heute ein öffentlich zugänglicher Landschaftspark ist, eine Allee mit verschiedenen klimaplastischen Baumarten. Ein Klima-Arboretum mit ökologischem Nutzen, Bildungs- und Erholungsqualität.
Langfristige Investition in eine zukunftsfähige Landschaft
Rund 120 Jahre trugen das Bergwerk Hugo und seine späteren Verbundbergwerke zur Wirtschaftskraft in Gelsenkirchen bei. Die heimische Steinkohle versorgte Haushalte und Industrie mit der nötigen Energie, die es für eine moderne Infrastruktur brauchte. Das ehemalige Zechengelände nun nachhaltig zu nutzen, bedeutet gestaltende Verantwortung für nachfolgende Generationen.
Klimabäume als Erlebnis-, Wissens- und Nachhaltigkeitsbeitrag
Klimastabile Bäume in Städten können eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, Grünstrukturen im urbanen Umfeld zu erhalten sowie Luftverschmutzungen und Hitzeinseln zu reduzieren. Sie helfen aber auch dabei, die Biodiversität in urbanen Gebieten zu fördern. Auf Initiative der RAG-Stiftung entsteht in den kommenden Jahren mitten im Landschaftspark Hugo, auf der hochfrequentierten Fußwegverbindung vom Brößweg zur Rungenberghalde, eine Allee mit rund 40 Bäumen – die ersten vier davon wurden im Frühjahr 2024 gepflanzt. Mit der freiwilligen Maßnahme leistet die RAG-Stiftung einen Beitrag zur zur regionalen Klimaanpassung und damit einen weiteren Baustein zur Transformation der ehemaligen Steinkohleregionen.
Das Klima-Arboretum dient als Lehrpfad. Alle Bäume werden mit Stelen und Infotafeln versehen, die über einen QR-Code Informationen zur Baumart und deren Wachstum im Kontext des Klimawandels bereithalten. Zusätzlich erfahren Besucher aber auch, zu welchem Fokusthema und Anlass die RAG-Stiftung den jeweiligen Baum gepflanzt hat. Über die gesamte Allee entsteht damit ein ökologischer, regionaler Wertbeitrag, der gleichzeitig den Auftrag der RAG-Stiftung und die damit einhergehende Verantwortung in der Nachbergbauzeit für viele Generationen hinweg leicht verständlich erlebbar macht.
Im Großen wie im Kleinen vorbildlich handeln
Die Informationen an den Stelen wurden auf Hochdrucklaminaten (HPL) gedruckt, die größtenteils aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und in umweltschonenden Produktionsprozessen veredelt werden. Das Kernpapier ist PEFC und FSC zertifiziert. Die Ökobilanz der HPL wird in einer Umweltprodukterklärung entlang DIN EN 15804+A2 und DIN EN ISO 14025 bewertet. Die Erklärung beschreibt entlang vordefinierter Parameter (z. B. Energieverbrauch, Treibhauseffekt, Abfall), welche Umweltauswirkungen mit dem Produkt verknüpft sind.
Die RAG-Stiftung greift bei dem Projekt auf das umfangreiche Expertenwissen aus dem Stiftungskonzern zurück: Konzipiert wurde die Maßnahme von der Landschaftsagentur Plus (LA+), eine 100-prozentige Tochter der RAG Montan Immobilien GmbH, die sie nun im Auftrag der Stiftung umsetzt. Die LA+ wählt unter anderem die passenden Baumarten für das Klima-Arboretum aus. Besonderes Merkmal dabei ist, dass sie mit Hitze, Dürre, kargen Böden, Umweltbelastungen, aber auch mit Starkregen und Überschwemmungen oder Nährstoffarmut gut zurechtkommen. Viele dieser Eigenschaften machen solche Baumarten für Klimaanpassungsstrategien im städtischen Umfeld interessant.
Ehemalige Zeche Hugo
Förderung/p. a.: ca. 3,2 Mio. t
Beschäftigte: ca. 5000 zu Hochzeiten
Betriebsbeginn: 31.5.1881 Gründung der Bergwerks AG Hugo
Förderbeginn: 1885
Zechenverbund: 1993 Verbund zu Bergwerk Hugo/Consolidation, 1997 Verbund zu Bergwerk Ewald/Hugo
Betriebsende: 28.04.2000 Fördereinstellung, 30.04.2000 Stilllegung
Gepflanzt werden mehrfach verschulte Bäume, die den Qualitätsstandards des Bunds deutscher Baumschulen (BdB) entsprechen. Beim Einsetzen weisen sie schon eine Größe von ca. 2,50 – 3,50 Metern auf. Die geplanten Arten spiegeln dabei die umfassende Bandbreite und Anpassungsfähigkeit europäischer Baumarten an klimatische Bedingungen wider. Circa 30 heimische sowie europäische Baumarten sollen perspektivisch gepflanzt werden. In dem bei der Öffentlichkeit schon heute sehr beliebten Landschaftspark Hugo wird so das Potenzial klimagesunder Baumbestände hinsichtlich ihres ökosystemaren Beitrags deutlich gemacht.
Was ist ein Klima-Arboretum?
Der Begriff Arboretum leitet sich vom lateinischen Wort „arbor“ (lat. für Baum) bzw. „arbustum“ (lat. für Strauch-Baumpflanzung) ab. Ein Arboretum ist somit eine Anpflanzung verschiedenartiger (auch exotischer) Gehölze, die sich in anderen Regionen bereits bewährt haben. Die Klimabäume werden in einer abgegrenzten natürlichen Umgebung zum Zwecke der Arterhaltung oder für Bildungs- und Forschungszwecke gepflanzt, denn sie veranschaulichen die Funktionsweise von Bäumen, die Veränderung des Klimas und geeignete Anpassungsmaßnahmen. Das Klima-Arboretum auf Hugo widmet sich konkret der Klimafolgeanpassung im urbanen Umfeld.
Welche Baumarten erfüllen die Anforderungen eines Klima-Arboretums?
Heimische, aber auch Baumarten aus Mittel- und Südosteuropa, die sich als klimastabil erwiesen haben. Allesamt Arten, die mit Hitze und intensiver Sonneneinstrahlung, Dürre, kargen Böden, Umweltbelastungen, aber auch Starkregen und Überschwemmungen gut zurechtkommen. Diese Baumarten sind in der Regel auch resistenter gegen Schädlinge.
Welche Funktionen leisten Klimabäume im urbanen Umfeld?
Jede Baumart kann besondere Funktionen im Ökosystem übernehmen. Purpur-Erle, Hainbuche und Ungarische Eiche tragen beispielsweise zur Bodenverbesserung bei. Die Elsbeere weist eine hohe Klimaplastizität auf. In der Regel besitzen alle Bäume auch Eigenschaften, die für die Biodiversität besonders wichtig sind.